Mit dem Schwert nach Polen, warum René?

Deutschland, Februar 92: Der arbeitslose Schustergeselle
René geht bewaffnet und im schwarzen Tarnanzug
Über die polnische Grenze

Du bist zwanzig und dir wächst kein Bart
Deine Eltern sind bei der Post
Wohnst in Marzahn, das ist ganz schön hart
Hast dein Leben lang gelosed
Keine Freunde, keine Mädchen (keinen Job)
Du wärst gern bei der Polizei
Schon mit zehn bist du asthmakrank
Einsames Röcheln auf einem Baum
Skinheads verprügeln dich
Denken, du wärst ein Punk
Und Kanada ist dein Traum
Wie viel kannst du noch ertragen (wie viel mehr?)
Selbst dein Moped haben sie dir geklaut
Du besorgst dir zwei Gaspistolen
Ninja-Wurfstern von ’nem Freund
Du machst Kampfsport wie Jean-Claude van Damme
Keine Angst mehr vor dem Feind
Einen Ninjadress aus dem Kaufhaus (100 Mark)
Von ’nem Freund leihst du dir ein Schwert

Mit dem Schwert nach Polen (Polen)
Mit dem Schwert (sag warum, René)

Deine Familie sieht dich noch mal im vollen Ninjadress
Du schaust in den Spiegel und denkst:
Morgen ist mein großer Tag! Handschellen, Seil, Munition
(Funkgerät), Schwert, Pistolen und Kompassuhr

Mit dem Schwert nach Polen (Polen)
Mit dem Schwert (sag warum, René)
Deine Mutter ist ahnungslos (ahnungslos)
Mit dem Schwert nach Polen…

Schon 200 Meter hinter der Grenze
Wird René von einer Streife aufgegriffen
Ein Schöffengericht verurteilt ihn
Zu einer Strafe von 15.000 Zloty (ca. 35 DM)
Er bekommt seine Waffen zurück und will nach Tokyo
Um vom Ninjameister eine Lektion zu erhalten
In gebrochenem Deutsch grüßt er seine Eltern:
»Macht euch keine Sorgen!«

Songinformationen

Rod: Dieser Song war einer der letzten Songs, die Bela, Olli und ich für Depp Jones komponiert hatten. Textlich bestand es aus einer wahren Begebenheit eines Jungen, der als Ninja bewaffnet nach Polen zog. Die Gründe, warum er das machte, sind bis heute unklar, aber die Springerpresse brachte das auf den Punkt: "Mit dem Schwert nach Polen. Sag warum René?". Als wir die "Bestie" aufnahmen, fiel uns dieser Song wieder ein und wir beschlossen, ihn einfach mal auzunehmen, denn es gab nur ein 8-Spur-Demo mit Drumcomputer davon. Wir waren vom Ergebnis begeistert, und ich erinnere mich an den Tag, wo wir der Plattenfirma das fertige Werk vorspielten und Wolf Dieter Grammatke (damals Chef von Polygramm, dem Mutterkonzern von der Metronome) von diesem Song und der Melodie besonders angetan war, zu allen anderen Songs ("Schrei nach Liebe", "Mach die Augen zu" etc.) kam überhaupt kein Kommentar. Ich fand das sehr bizarr!

Quelle: Prawda 05